Tattoo Vorurteile – Das denken die Betrachter

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Sich Tattoos stechen zu lassen ist in den letzten Jahren immer beliebter geworden und wird schon lange nicht mehr exklusiv alternativen, subkulturellen Bereichen zugerechnet. Bereits diese Abgrenzung zeigt aber deutlich, dass tätowiert zu sein keineswegs allgemein akzeptiert ist. Oft werden die Träger von großflächigen Motiven am ganzen Körper ja nicht nur wegen des Vorhandenseins eines Bildes unter der Haut beurteilt. Viel mehr werden oft sogar nach Größe, Position und Gestaltung der Tätowierung sowie nach generellem Auftreten und Geschlecht des Trägers nur schnell in Bezug auf das Tattoo Vorurteile gefällt. So kommt es des Öfteren vor, dass Tätowierte als “asozial” und “nicht anpassungswillig” dargestellt werden, wie es zum Beispiel bei den Punks in Großbritannien Mitte der 1970er Jahre geschehen ist.

Wie ein Tattoo Klischee schürt

Die Entscheidung, ob wir jemanden positiv oder negativ beurteilen, fällen wir bei der ersten Begegnung innerhalb weniger Sekunden. Dabei werden zahlreiche Aspekte von unserem Gehirn berücksichtigt, die teils unscheinbar, teils offensichtlich, zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden. Selbstverständlich werden dabei auffällige Aspekte ebenfalls mit einbezogen. Oft wird diesen Dingen sogar eine enorme Bedeutung beigemessen. Besonders durch Piercings oder Tattoos im Gesicht oder am ganzen Körper trifft der Träger ganz bewusst eine Aussage, die vom Betrachter meist auch wahrgenommen wird. Wie der Betrachter sie dann interpretiert, ist dagegen eine ganz andere Sache. Die Meinung fällt nicht immer positiv aus, was auf verschiedene Gründe zurückzuführen ist. Sie alle tragen dazu bei, mit einem Tattoo Vorurteile zu schüren und zu fördern.

Wo kommen die negativen Assoziationen her?

Blicken wir auf die Geschichte von Tattoos zurück, werden ihre unterschiedlichsten Bedeutungen präsent. Allerdings war das Tätowieren immer mit einer bestimmten Funktion verbunden, die bei allen Menschen mit dem betreffenden Tattoo gleich war. In der westlichen Welt liegt der Ursprung der Körperbilder vor allem im Bereich der Sträflinge, die auf diese Art und Weise dauerhaft markiert wurden.

Ob aus dem echten Leben, aus Büchern oder dem Kino: Die meisten Leute haben schon einmal von Körperbemalungen gehört, die im Gefängnis gemacht werden. Die auch „Knast-Tattoos“ genannten Verzierungen dienen nicht dazu, den Häftling als Gesetzesbrecher zu markieren. Vielmehr werden diese Bilder von den Sträflingen selbst gefertigt oder gewünscht und geben Auskunft über die Zugehörigkeit einer Gruppe, über die Zahl der Haftstrafen, aber auch über die Art des Verbrechens. Besonders bekannt sind die Knast-Tränen. Sie sagen unter Häftlingen aus, wie viele Morde der so Tätowierte bereits verübt hat. Solche Tattoos sind jedoch mittlerweile als beliebtes Motiv ebenso unter nicht-Verurteilten beliebt geworden und somit ist deren Bedeutung heute viel variantenreicher. Merke: 10 Tränen müssen im Jahr 2019 nicht mehr zwangsläufig 10 Morde bedeuten!

Der Wandel vom Statement zu Kunst und Körperschmuck

Betrachtet man die Liste der traditionellen Gründe für Tattoos, fällt auf, dass es in ausnahmslos allen Fällen darum geht, einem bestimmten Personenkreis anzugehören. Mit einem Tattoo war man in früheren Zeiten sofort einer bestimmten Bevölkerungsgruppe (Ex-Häftling, Seefahrer, Punk) zugeordnet. Überhaupt waren Tattoos, ähnlich wie Frisuren, früher mehr Markierungen als Äußerungen künstlerischer Individualität. Als tätowierte Person hatte man mit vielen dieser Assoziationen zu kämpfen.

Heute dagegen werden Bilder auf der Haut in erster Linie aus ästhetischen Gründen gefertigt. Tattoos sollen schön sein, das Aussehen ist ein erheblicher Faktor. Natürlich möchten die meisten Menschen mit ihren Bildern gewisse Aussagen treffen, z.B. eine Freizeit-Aktivität oder eine Fan-Beziehung mit einer Band signalisieren. Diese Tattoos sind meist sehr individuell und stimmen heute nur noch in seltenen Fällen mit den ursprünglichen Bedeutungen überein.

Nicht zuletzt durch Prominente, wie beispielsweise Fußball-Stars oder Schauspieler, sind Tätowierungen mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen. So haben Recherchen ergeben, dass in der Fußball-Bundesliga-Saison 2017/18 27,75 % von 508 Spielern ein Tattoo besitzen. Durch das Tätowieren von Permanent Make-up sind Tattoos mittlerweile auch im Beauty-Segment zu finden. Man muss nicht lange auf Video-Plattformen wie Instagram und YouTube suchen, um Clips zu dem Thema “Tattoo-Trends” zu finden. Auch in Lifestyle-Sendungen im TV finden Beiträge zu dem Thema “Tattoo” oft Verwendung.

Geht man allerdings davon aus, dass in unserer Gesellschaft die alten Stereotype im Bezug auf Tattoos immer noch in den Köpfen der Menschen verankert sind, wird schnell deutlich, warum es nahezu an der Tagesordnung ist, dass ein Tattoo Klischees erzeugt. Junge Leute sind davon eher weniger betroffen als der ältere Teil der Bevölkerung. Die alte Sichtweise auf Tattoos als “Markenzeichen” von teilweise als zwielichtig empfundenen Bevölkerungsgruppen ist noch immer in vielen Köpfen präsent. Für viele Menschen markieren Tattoos gewissermaßen trotzdem noch einen Menschen als Teil einer bestimmten Gruppe, statt als individuelle, ästhetische Entscheidung wahrgenommen zu werden. Irgendwann wird auch dieses Denken womöglich verschwinden.

Frauentattoos versus Männertattoos

Beim Thema Tattoo und Vorurteile sollte man auch die frühere Verwendung von Tätowierungen für die jeweiligen Geschlechter nicht außer Acht lassen. Wurden Männer meist als Verbrecher, Sträfling oder Krieger gekennzeichnet, waren bei den Frauen dagegen Diebe oder Prostituierte oft “Opfer” der Körperkennzeichnung.

  • Typische Attribute, die in der Gesellschaft tätowierten Männern zugeordnet werden, sind: Stärke, Männlichkeit und Verwegenheit. So finde mancher Tattoo-Gegner, tätowierte Männer müssten irgendwas kompensieren.
  • Frauen dagegen werden schnell als verdorben, sexuell ausschweifend, oder schlicht „falsch“ abgestempelt. Mancher Tattoo-Kritiker finde, tätowierte Frauen ginge es vor allem um Aufmerksamkeit.

Heute werden tätowierte Frauen immer noch eher als rebellischer oder alternativer wahrgenommen als Männer, die sich für ein Tattoo entscheiden. Der Trend zeigt allerdings, dass Tattoos insgesamt immer normalisierter werden, unabhängig vom Geschlecht.

Warum ein Motiv unter der Haut nahezu zwangsläufig falsch verstanden wird

Zusammenfassend wird deutlich, dass unter die Haut gestochene Motive im Jahr 2019 üblicherweise nicht mehr dieselbe Bedeutung haben, wie noch vor hundert oder sogar tausend Jahren. Auch die älteren Generationen in Deutschland sollten sich darüber klar werden, dass im 21. Jahrhundert nicht mehr nur Ex-Knackis und Seefahrer tätowiert sind: Tattoos sind längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Selbst im Fernsehen oder in der Politik sieht man immer mehr tätowierte Personen in der Öffentlichkeit.

Allerdings ist das antiquierte Denken bezüglich der Körperkunst noch in vielen Köpfen vorhanden. Würde diese Denkweise nicht vorhanden sein, hätten Tätowierte zweifelsohne ein angenehmeres Leben, ohne lästige Fragen wie: “Und das geht nie mehr weg?” oder “Was sagen Deine Kinder dazu?“ Daher verwundert es nicht, dass beinahe jeder tätowierte Mensch im Laufe seines Lebens immer wieder mit Vorurteilen konfrontiert wird, die sich aus seinem Körperschmuck speisen. Leider lässt sich diese Erfahrung kaum vorab machen. Daher kommt es immer häufiger vor, dass jemand “Ja” zur Tätowierung sagt, aber dann erhebliche Zweifel an seiner Entscheidung bekommt und sich für eine Tattooentfernung entscheidet.

Das Abo auf ewige Zufriedenheit kann leider vom Tätowierer nicht garantiert werden. Mithilfe verschiedener Techniken, zum Beispiel einer Laser-Behandlung, können Tattoo-Sünden heutzutage narbenfrei entfernt werden. Damit sei auch mit diesem Vorurteil aufgeräumt: Tattoos müssen nicht für die Ewigkeit sein!

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