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Es dauerte bekanntlich lange, bis Tattoos ihre heutige Popularität erreichten. Dass Tattoos im 20. Jahrhundert Teil der Popkultur werden konnten lag dabei bestimmt auch an der Erfindung der elektrischen Tattoomaschine im Jahre 1891. Tätowieren wurde einfacher, weniger schmerzvoll und billiger. Eine ähnliche Bedeutung hat vermutlich der Laser für die Tattooentfernung. Zumindest steigt die Zahl der Tattooentfernungen seit einigen Jahren kontinuierlich an. Es scheint, als gelte die Formel, dass mit der Anzahl tätowierter Menschen auch die Zahl der Tattooentfernungen wächst. Doch was haben die Menschen früher gemacht, wenn sie sich – vor den Zeiten des Lasers – von einem Tattoo trennen wollten?
Von Abschleifung bis gegorener Milch
Die Geschichte der Tattooentfernung vor der Erfindung bzw. der Anwendung des Lasers liest sich wie die Geschichte einer Foltermethode oder wie eine Sammlung von Aberglauben und Märchen.
Hautentfernung und -abschleifung
Das naheliegendste Verfahren ist natürlich das Entfernen des Tattoos über das Entfernen der Haut. Ziemlich grob geht es zu, wenn man nicht nur die Farbe sondern auch das Gewebe, in dem die Farbe des Tattoos eingelagert ist, entfernt. Bei kleinen Tätowierungen kann man die Haut „einfach“ wegschneiden. Was teilweise heutzutage operativ und mit Narkose immer noch gemacht wird (oder manchmal bei allergischen Reaktionen auf Tattoos sogar immer noch gemacht werden muss), wurde vor langer Zeit nur leicht alkoholisiert und schlecht desinfiziert versucht.
Eine andere Methode ist die der Abschleifung. Millimeter für Millimeter entfernen Schleifmaschinen die Hautschichten über einem Tattoo, bis die Farbe verschwunden ist. Insbesondere diese Abschleifung, die früher (bis ins 20. Jahrhundert) ohne Narkose gehandhabt wurde, ist ein unheimlich schmerzvoller Prozess. Auch vom Wegbrennen von Tattoos ist immer wieder zu lesen – bei all diesen Methoden gilt: schmerzhaft, teilweise gefährlich und mit Narben als Folge!
Hexerei, Magie und Wunderglauben
Im Mittelalter waren Tattoos seit einer Anordnung des Papstes Hadrian im Jahre 487 eigentlich verboten. Doch bereits die Vorfahren des Menschen tätowierten sich und so hörte diese Praxis nicht plötzlich auf: auch das Mittelalter hindurch ließen sich Menschen tätowieren. Aber was machte man damals, um Tattoos wieder loszuwerden?
Allgemein konnte die Medizin des Mittelalters auf keine schulmedizinische Tradition zurückgreifen und basierte daher auf einer Mischung aus antiken Überlieferungen und schamanistischen Riten und Glaubenspraktiken. Da aufgrund der hohen Infektionsgefahr die Abschleifung von Haut oder das Herausschneiden von Tattoos praktisch unmöglich war, griff man zu anderen Mittelchen, von denen einige sogar in antiken Schriften beschrieben sein sollen.
So wie die Bader und Ärzte im Mittelalter begannen, alle möglichen Krankheitsbilder mit Aderlässen zu behandeln, so rabiat ging man angeblich auch mit Tattoos um. So glaubte man, dass Tattoos weggingen, wenn man sie mit gegorener Frauenmilch oder starken Salzlösungen nachsteche. Natürlich kamen auch diverse Salben, Cremes und Pflaster zum Einsatz. Mit Essigsalbe getränkte Verbände sollten in Kombination mit Alkalilösungen helfen, die Tattootinte wieder loszuwerden. Sollten diese Methoden tatsächlich angewandt worden sein, so darf ihr Erfolg bezweifelt werden – wie ja auch die Effektivität von Aderlässen.
Der „Enttätowierer“
Als „Enttätowieren“ gilt heute die Methode, Milchsäure mit der Tattoonadel ins Tattoo einzustechen, damit der Körper die Tattootinte „ausblutet“ (vgl. paradisi.de). Aber die Milchsäure-Behandlung gilt als äußerst gefährlich wie das Bundesamt für Risikobewertung bestätigt. Als sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Beruf des Tätowierers entwickelte, entstand auch der Beruf des Enttätowierers. Am bekanntesten wurde der „König der Tätowierer“ Christian Warlich. Der Hamburger Tattookünstler, der lange das einzige Tattoostudio Deutschlands betrieb, soll eine Salbe zum sicheren und schmerzfreien Entfernen von Tattoos kreiert haben, deren Rezept er aber 1964 mit ins Grab genommen haben soll. Im Buch eines Professors, der in Briefkontakt mit Warlich stand, findet sich die Beschreibung einer Anleitung, wie man dazu vorgehen solle:
Die Tätowierung muss mehrere Tage hintereinander mit der Salbe eingestrichen werden, bis sie an dieser Stelle gleichmäßig gebräunt ist. Danach lässt man sie vollkommen trocken. Nach 12 Tagen folgt ein 30-minütiges Schmierseifenbad. Jetzt kann man versuchen, das Tattoo mit der Pinzette abzuziehen. Wenn es noch nicht geht, wartet man nochmals zwei Tage und probiert es erneut.
Vom Funktionieren dieser scheinbar schmerz- und narbenfreien Entfernungsmethode träumen viele. Bislang gehört sie aber immer noch ins Reich der Phantasie. Die Tattooentfernung mit Laser ist immer noch die einzige effektive, schmerzarme und narbenfreie Möglichkeit, sich wieder von Tattoos zu trennen.
Eine Antwort
Bei diesem Bericht muss ich an die 3 Musketiere aus dem 18Jh. denken, da gab es immer diese Madame de Longueville (gespielt im Film von der coolen Faye Dunaway), sie hat eine Lilie auf der Schulter und ist für immer gezeichnet. Ich weiß nicht mehr genau, ob es ein Tattoo war oder eine Brandnarbe, auf jeden Fall könnte ich mir gut vorstellen, dass sie die Lilie gerne entfernt haben wollte 🙂