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Tätowierungen gelten als besonders intensive Art, den eigenen Körper zu verzieren. Welches Motiv dabei ausgewählt wird, ist in der Regel eine sehr individuelle Entscheidung. Alle Tätowierungen haben aber gemein, dass sie mit einer bestimmten Tattoo Farbe unter die Haut gebracht werden. Das gilt auch für das sogenannte Permanent Make-up, was gerade bei Frauen sehr beliebt ist. Wir klären auf, welche Inhaltsstoffe in Tattoofarben enthalten sind und worauf Du achten solltest, wenn Du Dich für ein Tattoo entscheidest.
So kommt die Tattoofarbe unter die Haut
Generell wird zwischen Tattoos unterschieden, die dauerhaft bleiben oder sich im Laufe der Zeit wieder abbauen.
- Beim klassischen Tattoo, welches ein Leben lang halten soll, dringt deshalb die Tätowier-Nadel bis in die zweite Hautschicht – die Dermis – vor. Ein bis drei Millimeter unter der Hautoberfläche werden die Farbpigmente mit einem Durchmesser von 30 bis 50 Nanometern – und damit etwas gößer als eine Hautzelle – abgelagert.
- Beim Permanent Make-up ist es hingegen nur die erste Schicht – die Epidermis. Aus diesem Grund baut sich die verwendete Tattoo Farbe beim Conture Make-up auch nach drei bis fünf Jahren wieder ab.
Tattoofarbe: Diese Inhaltsstoffe sind in der Tinte enthalten
Bei beiden Tattoo Varianten wird Spezialtinte für die Tätowierung verwendet. Für gewöhnlich sind in der Tattoofarbe folgende Inhaltsstoffe enthalten:
- Eine Trägerlösung bestehend aus destilliertem Wasser, Alkohol und Glycerin. Wobei sich destilliertes Wasser immer mehr durchsetzt. In einigen Tattoofarben sind im Trägerstoff ebenfalls Konservierungsstoffe.
- Farbpigmente, die bis auf Schwarz und Weiß zumeist synthetisch hergestellt werden.
- Ein Bindemittel, was die Tinte zusammenhält.
Die Farbpigmente werden in verschiedene Pigmenttypen untergliedert:
- AZO Pigmentsstoffe: Diese Pigmente sind organisch-synthetisch und zeichnen sich durch ihre kräftige Farbintensität aus.
- PAK Pigmentsstoffe: Klassicher Bestandteil der Tattoofarbe in schwarz. Der Inhaltsstoff wird aus Ruß erzeugt, der bei der Gewinnung aus Erdöl polyzyklische aromatische Kolenwasserstoffe beinhaltet.
In einigen Tattoofarben sind unter den Inhaltsstoffen zudem Schwermetalle wie Blei und Nickel, Nanopartikel und Plastik nachzuweisen.
Ist Tattoo Farbe giftig? Die Risiken der Inhaltsstoffe von Tattoofarbe
Es gibt bisher leider wenige Langzeitstudien über die Gesundheitsauswirkungen von Tattoo Tinte und insbesondere ihrer Inhaltsstoffe. Es ist jedoch bekannt, dass bis zu einem Drittel der Farbe abgebaut wird. Der Körper erkennt die Tattoofarbe als Fremdkörper, weshalb die Abwehrzellen die Farbpigmente umschließen und über die Blutbahnen zu den Lymphgefäßen transportieren. Die Lymphknoten verfärben sich in Folge dessen langfristig leicht in der Farbe der gestochenen Tattoofarbe.
Viele Inhaltsstoffe in Tattoofarbe stehen im Verdacht, Krebs, Asthma oder Allergien auszulösen. Aufgrund der fehlenden Ergebnisse aus Studien kann dazu aber keine klare Auskunft gegeben werden.
Nichtsdestotrotz gehen mit der Tätowierung bereits bestätigte Risiken einher:
- Es kann zu Entzündungen und Infektionen an der Stelle des Tattoos kommen.
- Durch UV-Strahlungen können Schwellungen und Rötungen auftreten.
- Allergische Reaktionen sind möglich, beispielsweise bei Tattoofarben mit dem Inhaltsstoff Nickel.
- Narben können unabhängig von den Inhaltsstoffen entstehen.
Um die Risiken für eine Infektion oder Komplikationen anderer Art gering zu halten, empfehlen wir Dir ein Tattoo-Studio zu wählen, in dem Farben von deutschen Produzenten verwendet werden, da diese stärkeren Kontrollen unterliegen. Daher gehen mit diesen geprüften Farben in der Regel weniger Nebenwirkungen einher. Weiterhin raten wir Dir zunächst auf kleinere Tätowierungen zu setzen, die mit einer geringen Farbmenge auskommen. Beachte außerdem, dass bunter Farbstoff für Tätowierungen für gewöhnlich mit einem höheren Risiko verbunden ist. Die Inhaltsstoffe schwarzer Farben gelten hingegen als unbedenklicher. Zuletzt spielt auch die verwendete Basis einer Tattoofarbe eine Rolle, wenn es um mögliche Risiken geht. Als gesundheitlich unbedenklicher gelten Tattoofarben, die tierischen Schellack enthalten. Vegane Varianten, die flüssigen Kunststoff enthalten, bergen hingegen erhöhte gesundheitliche Gefahren.
Tattoos bei Risikogruppen: Das gilt es zu beachten
Aufgrund der nicht ausreichend erforschten Auswirkungen der Inhaltsstoffe von Tattoofarbe, sprechen sich Experten dafür aus, als Person in einer Risikogruppe von einer Tätowierung abzusehen.
Zur Risikogruppe zählen folgende Personen:
- Schwangere
- Diabetes-Patienten
- Personen mit Blutgerinnungsstörungen
- Patienten, die immunschwächende Medikamente oder Antibiotika einnehmen
- Allergiker – vor allem Personen mit einer Nickel-Allergie
Tätowier-Mittel-Verordnung: Regularien für die Tattoofarben und ihre Inhaltsstoffe
In Deutschland müssen die Tattoo Farben seit 2009 der sogenannten Tätowier-Mittel-Verordnung entsprechen. In dieser ist genau aufgelistet, welche Inhaltsstoffe in der Tattoofarbe aufgrund nachgewiesener gesundheitlicher Bedenken auf keinen Fall enthalten sein dürfen.
Kritische und umstrittene Stoffe fallen demnach nicht unter die Regularien. Bei der Liste handelt es sich um eine Negativ-Liste, sodass seit einiger Zeit die Einführung einer Positiv-Liste von gesundheitlich unbedenklichen Inhaltsstoffen in Tattoofarbe gefordert wird, wie es bereits in der Kosmetikindustrie gang und gäbe ist. Dies würde nach Meinung vieler Experten erheblich dazu beitragen, dass Stoffe intensiver geprüft werden müssten.
Ein gutes Beispiel hierfür sind sicherlich die toxikologischen Reaktionen der Farbpigmente im Körper. Gerade weil verschiedene Tests ergeben haben, dass bestimmte Tattoo Farbpigmente nicht nur Allergien, sondern auch Krebs auslösen können, wäre eine solche Positivliste mit all ihren Prüfergebnissen ein weiterer Schritt in Richtung Produktsicherheit.
Tattoos nur vom Profi: Daran erkennst Du professionelle Studios
Generell gilt, dass Du Dir Dein Tattoo ausschließlich von einem echten Profi stechen lassen solltest. Professionelle Studios setzen in der Regel auf hochwertige Produkte, die den Körper so wenig wie möglich belasten. Den verantwortungsbewussten Umgang mit Tattoo Farben in einem Studio erkennst Du vor allem an folgenden Dingen:
- Das Studio verwendet ausschließlich Farben, die der Tätowier-Mittel-Verordnung entsprechen und deshalb auch beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit registriert sind.
- Der Tätowierer informiert seine Kunden über die Eigenschaften und Inhaltsstoffe der verwendeten Tätowier-Farben. Tätowierer in Deutschland sind dazu verpflichtet, die Inhaltsstoffe der Tattoo Tinte transparent an ihre Kunden zu kommunizieren. Daher löcher Deinen Tätowierer ruhig mit Fragen zur Tattoofarbe, Inhaltsstoffen, Herstellername und weiteren Informationen.
- Er fragt zudem nach, welche Allergien bzw. Krankheiten bestehen. Dieser Punkt ist sehr wichtig, um Risiken zu Nebenwirkungen einzuschränken.
So informierst Du Dich über Deine Tattoofarbe und ihre Inhaltsstoffe
Es gibt einige Tools und Informationen, auf die Du zurückgreifen kannst, um Dich schon vor dem Tätowierprozess über die verwendete Tattoofarbe zu informieren. Relevant ist neben der Inhaltsangabe auch die Chargennummer des Produzenten. Ebenso geben Dir der Herstellername und der Farbname einen Anhaltspunkt über die Inhaltsstoffe der Tattoofarbe.
Anlaufstellen für die richtigen Informationen sind:
- Die App „Codechecker“ – Diese liefert Dir zu den angegebenen Inhaltsstoffe eine verständliche Erklärung.
- Das europäische Schnellwarnsystem für den Produktrückruf RAPEX – Hiermit kannst Du potenzielle gesundheitliche Risiken Deiner Tattootinte ausschließen.
- Datenblätter der Farbproduzenten – seriöse Produzenten liefern Datenblätter zu den Farbchargen mit an Händler und Studios aus. Dort kannst Du prüfen, ob beispielsweise der gesetzliche Grenzwert an Schwermetallen eingehalten wurde.
Tattoos wieder entfernen: Was passiert mit der Farbe?
Natürlich kann es vorkommen, dass die Begeisterung für ein Tattoo so stark nachlässt, dass es entfernen werden soll. Auch sieht das Permanent Make-up durch intensive UV-Strahlung oftmals nicht mehr besonders attraktiv aus. In diesen Fällen bietet es sich an, die Tattoo oder Permanent Make-up Entfernung von professionellen Experten durchführen zu lassen – beispielsweise durch eine Laserbehandlung. Dabei werden die Farbpigmente mit Lichtimpulsen behandelt, „zerschossen“ und dann vom Körper abtransportiert. Die langfristigen gesundheitlichen Folgen der Entfernung sind ebenfalls noch nicht umfassend erforscht.
Bei der Entfernung spielt die chemische Zusammensetzung bzw. Reinheit der Tattoo Farbe eine sehr wichtige Rolle. Generell gilt, dass dunklere Farben einfacher zu entfernen sind als helle. Deshalb ist es auch hier mehr als empfehlenswert, schon vor dem eigentlichen Tätowieren auf die Eigenschaften bzw. die Zusammensetzung der Tattoo Farbe zu achten. Mehr kannst Du auch in unseren FAQs zum Thema „Können alle Arten von Farben entfernt werden“ lesen.
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