Knast-Tattoo: Das bleibende Bild vom Strafvollzug muss weg

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Hinter Gittern gelten eigene Regeln und Gesetze. Die eigene Identität und die Zugehörigkeit zur Gruppe werden hier auf ganz spezielle Weise ausgedrückt. Ein sich selbst gestochenes Knast-Tattoo hat unter Gefangenen den Status eines Markenzeichens oder einer Auszeichnung. Beim ersten Freigang oder nach der ersehnten Entlassung gelten dann jedoch die sozialen Normen unserer Gesellschaft. Diesen muss sich dann jeder stellen, der sich ernsthaft und dauerhaft in Freiheit bewähren will. Eine Anstellung ist „Draußen“ der erste und wichtigste Schritt für eine erfolgreiche Resozialisierung. Doch wie soll dies gelingen, wenn einem Ex-Häftling die Vergangenheit buchstäblich in Form von Tattoos im Gesicht oder am Hals geschrieben steht?

Gefängnis-Tattoos: Drei Punkte gegen den Gehorsam

Tattoos innerhalb der Gefängnismauern sind interne Codes, die sich fest etabliert haben. Eine „klassische“ Gefängnistätowierung sind zum Beispiel drei Punkte zwischen Daumen und Zeigefinger. Sie stehen, ähnlich wie bei den berühmten drei Affen, für die wichtigsten Prinzipien unter Gefangenen: Nichts hören. Nichts sehen. Nichts sagen.

Diese Zeichen symbolisieren die Verbundenheit der Inhaftierten untereinander und sollen zeigen, dass sich Mithäftlinge gegenseitig niemals „verzinken“. Gemeint ist damit, dass keiner den anderen je verraten würde, vor allem nicht gegenüber der Polizei oder den Gefängniswärtern. Die Punkte diktieren die Solidarität untereinander und festigen eine Moral außerhalb des Gesetzes.

Als weitere Markenzeichen verwenden die Sträflinge die Kombination aus Kreuz, Herz und Anker, was für „Glaube, Liebe und Hoffnung“ steht. Als eindeutige Zeichen für eine eventuelle kriminelle Vergangenheit gelten weiterhin: Ein Spinnennetz, Paragraphenzeichen und Gefängnis-Symbolik wie etwa Handschellen oder vergitterte Fenster. Auch an russischen Motiven wird sich hier orientiert; Russland hat sowieso eine lange Tradition von bestimmten Tätowierungen, die in Gefängnissen gestochen werden. So adaptieren auch deutsche Insassen immer öfter russische Motive, auch wenn die Bedeutungen dann eher verschwimmen. Tattoos, die einen Insassen als Mitglied einer bestimmten Gang oder Bande markieren, sind deutlich variantenreicher und individueller.

Knast-Tattoos werden meist stümperhaft gestochen

Grundsätzlich ist das Tätowieren in Gefängnissen verboten, dennoch stechen sich die Gefangen gegenseitig mit meist primitiven Methoden unter hygienisch unzureichenden Bedingungen ihre Symbole. Dementsprechend laienhaft sehen die bleibenden Knast-Tätowierungen aus und sind bereits aufgrund der miesen Qualität als Knast-Tattoos zu erkennen. Auf den Armen, der Brust oder auf dem Rücken lässt sich das unsaubere Motiv leicht verstecken.

Unübersehbar ist und bleibt hingegen die sogenannte „Knast-Träne“, die direkt unter dem Auge tätowiert wird. Hier steht dem Betroffenen seine Vergangenheit buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Die Anzahl der Tränen steht dabei für die Haftjahre. Als grobe Faustregel gilt: Ein Träne entspricht etwa zehn Jahren Knast. Jeder kann sich dann ganz einfach ausrechnen, welche Straftaten hier in Frage kommen.

Längst sind einschlägige Tattoos wie die Punkte und Tränen keine Geheimzeichen mehr, die nur innerhalb der Gefängnismauern richtig verstanden und interpretiert werden. Auch „Draußen“ sind diese bleibenden Bilder aus dem Strafvollzug bekannt und entlarven seinen Träger schnell als Ex-Knacki. Vor allem die Mitarbeiter in den Personalabteilungen haben diese eigene Bildsprache längst dechiffriert. Die Folgen dessen bedeuten Stigmatisierung und sozialer Ausschluss. Die Tätowierten werden Ihr kriminelles Image so nur schwer los.

Ein Gefängnis-Tattoo erschwert die Resozialisierung

Der Strafvollzug soll den Menschen in erster Linie für sein Vergehen bestrafen. Ziel muss es aber auch sein, dass der Gefangene während dieser Zeit seine Tat bereut, Einstellungen korrigiert und den Weg zurück in unsere Gesellschaft findet. Ein Strafvollzug ist erst dann abgeschlossen, wenn auch eine erfolgreiche und langfristig aussichtsreiche Resozialisierung erreicht wurde.

Die Wiedereingliederung ins Berufsleben ist hierfür die nötige Voraussetzung und gleichzeitig auch die schwerste Hürde. Der Neuanfang kann nur gelingen, wenn die Zeichen der Vergangenheit in Form von verräterischen Knast-Tätowierungen. Tattoolos sind die Chancen auf dem Arbeitsmarkt sicher besser. Nur so wird der Ex-Insasse oder die Ex-Insassin den Erwartungen der Personalentscheider und unserer Gesellschaft gerecht. Drastisch gefragt: Wer zieht einen Bewerber auch nur in die engere Wahl, der durch seine Tattoos auf den ersten Blick als Ex-Krimineller zu erkennen ist?

Chance Tattooentfernung

Eine Tätowierung ist häufig ein Makel, das jedes gute Vorhaben gefährden kann. Das gilt auf jeden Fall für ein Knast-Tattoo. Dank der Fortschritte in der Medizin gibt es heute Möglichkeiten der Tattooentfernung. Ein chirurgischer Eingriff ist die dabei die schmerzhafteste Variante. Der Einsatz eines Nd:YAG Lasersystems hingegen verspricht hervorragende schmerzarme und narbenfreie Behandlungserfolge. Ein Haken hat das Ganze: Lasertherapien bedeuten hohe Kosten, die ein Freigänger oder Entlassener in der Regel schwer aufbringen kann. Der Staat hat daher im Paragraphen § 63 StVollzG die Kostenübernahme im Falle einer medizinischen Notwendigkeit geregelt. Hierzu gehört in bestimmten Fällen auch die Entfernung sichtbarer Tattoos.

Leider ist der medizinische Dienst in der JVA, der während der Haft zuständig wäre, auf eine Lasertherapie oft nur unzureichend vorbereitet. Es ist daher sinnvoll, die Hilfe einer ausgesuchten Praxis in Anspruch zu nehmen, wo qualifizierte und erfahrene Fachärzte schmerzarm und narbenfrei fast jedes Tattoo entfernen.

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