Keine Ausbildung wegen Tattoo – oft nur Vorwand

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Gegen Ende Sommer, bei Polizeianwärtern auch im Frühjahr und Herbst, melden sich verstärkt Ausbildungswillige bei tattoolos. Wer bei Lufthansa oder eaysjet Flugbegleiter werden will, kann schon in der Stellenausschreibung nachlesen, dass „keine sichtbaren Tattoos oder Piercings“ vorausgesetzt werden. Sichtbare Tätowierungen, zum Beispiel im Gesicht, sind erfahrungsgemäß ein oft genannter Ablehnungsgrund in Dienstleistungsberufen. Auch verfassungsfeindliche Hautverzierungen machen keinen guten Eindruck. Ein auffällig häufigerer Ablehnungsgrund bei der Lehrstellensuche sind Tätowierungen jedoch nicht.

Selbst die Bundesagentur für Arbeit führt keine Statistik zu so genannten Ausbildungshindernissen, insbesondere nicht zu äußeren Merkmalen. Es liegen auch keine entsprechenden Rückmeldungen aus den Regionen vor, bestätigt Jürgen Wursthorn von der Pressestelle der Zentrale der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg. Er erklärt: „Ausbildungshindernisse sind unserer Erfahrung nach beispielsweise ein fehlender Schulabschluss, Sprachschwierigkeiten bei Ausländern, physische oder psychische Einschränkungen, Suchtprobleme oder auch nachgewiesene Lernschwierigkeiten.

Aus einem 2013 veröffentlichten statista-Dossier geht hervor, dass es in Deutschland 330 Ausbildungsberufe gibt. Der beliebteste Beruf bei Männern ist der des Kraftfahrzeugmechatronikers, bei Frauen ist die Kauffrau im Einzelhandel Favorit. Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit weist für das Berichtsjahr 1. Oktober 2013 bis 30. September 2014 559.431 für eine Berufsausbildung gemeldete Bewerber. 538.559 der jungen Menschen konnten eine Ausbildung antreten. 20.872 galten als unversorgt. Demgegenüber standen 37.101 unbesetzte Berufsausbildungsstellen. Schon seit 2008 übersteigen die angebotenen Ausbildungsstellen die Zahl der Bewerber. Die Gründe dafür sehen Experten in ungeeigneten Bewerbungen. Rund ein Drittel der unbesetzten Ausbildungsstellen entfiel auf die Gastronomie. Insgesamt gab es 2013 in Deutschland 1.391.886 Auszubildende.

Viele Untersuchungen zur Thematik liegen nicht vor. Eine Studie des Instituts für Soziologie der Pädagogischen Hochschule Freiburg untersuchte im Jahr 2011, inwieweit Jugendliche mit Migrationshintergrund auf dem Ausbildungsmarkt toleriert oder benachteiligt werden. Sie erhoben bei über 400 Jugendlichen im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald Ausschlusskriterien für die Beschäftigung. Danach gaben die meisten (91,5 Prozent) der Betriebe an, niemanden einzustellen, der einer rechtsradikalen Gruppe oder Partei (NPD) angehört. Für 72 Prozent der Betriebe galt das Nein bei Zugehörigkeit zur linksextremen Szene. 68,5 Prozent wollten keine Auszubildenden, die schon polizeilich auffällig geworden waren. Mit 42,2 Prozent auf Platz 4 des Rankings wurden als Ablehnungsgrund „auffällige Tätowierungen oder Piercings“ angegeben, gefolgt vom Tragen eines Kopftuches aus religiösen Gründen bei Mädchen und jungen Frauen (41,7 Prozent). Auffällig Gekleidete (25,6 Prozent), praktizierende Muslime (15,1 Prozent) oder sich zur Homosexualität Bekennende (3,4 Prozent) störten die künftigen Betriebe deutlich weniger. (dm)

Foto: arbeitsagentur.de

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