10 Gründe warum man sein Tattoo bereuen könnte

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Mit einem Tattoo ist es wie mit einer Ehe – beide sollen bis ans Lebensende halten. Doch wie das Leben so spielt, kann man solch eine Entscheidung fürs Leben auch einmal bereuen. Wir stellen die 10 häufigsten Gründe vor, weshalb Menschen nicht mehr glücklich mit ihrem Tattoo sind.

Tobias Tietchen aus Hamburg
Tattoo gestochen von Tobias Tietchen

Tätowierer haben eine Mission: Sie wollen ihrem Kunden ein individuelles Kunstwerk schaffen, das für den Rest des Lebens seinen Körper zieren wird. Wie in jedem Beruf gibt es auch in der Zunft der Tätowierer Könner und weniger Begabte.

Für unsere Spurensuche haben wir uns einen talentierten und professionellen Tätowierer als Experten mit ins Boot geholt: Tobias Tietchen aus Hamburg.

Tobias Tietchen, Hamburg
https://www.ateliertietchen.de/

Gemeinsam mit unserem Tattoo-Experten fragen wir uns: Wie entstehen denn nun Situationen, aus denen heraus Menschen ihr Tattoo wieder loswerden wollen?

1. Man wird von Freunden zum Tattoo gedrängt

Manche sehen das Stechen ihres Tattoos als „Happening“, bei dem all ihre Kumpels mit dabei sein können. Doch für einen Termin beim Tätowierer braucht man Ruhe, Geduld und der Tätowierer ein hohes Maß an Konzentration.
Tobias hat eine solche Situation zwar so noch nicht erlebt, „jedoch beobachtet man oft, dass Freunde oder Angehörige den Kunden verunsichern, wenn es um das eigentliche Motiv oder die Stelle geht.

Deswegen rate ich oft dazu, sich die Skizze alleine anzugucken oder auch alleine zum Termin zu kommen. Ein Tattoo ist schließlich etwas sehr intimes und persönliches. Man sollte sich dabei also nur bedingt von Außenstehenden beeinflussen lassen.“

2. Das Motiv ist nicht mehr „in“

„Meine bisherige Berufserfahrung hat mir gezeigt, dass man unterschiedliche „Trendströmungen“ sowie regionale Unterschiede beobachten kann, was die Motivwahl angeht.“ Tobias erkennt auch bei Tattoos sich verändernde Moden und Trends. Doch wie einen Zeitgeist in ein Motiv pressen, das einem auch in 30 Jahren noch gefällt? Kein leichtes Unterfangen für Tätowierer und Kunden.

Anders als bei den Klamotten aus den 70ern kann man sie nicht einfach so wechseln – schlecht also, wenn man ein Motiv vor allem deshalb gewählt hat, weil es gerade im Trend liegt (Stichwort: Arschgeweih). Die Verantwortung liegt für Tobias daher auf beiden Seiten: „Letztendlich muss man da jedoch selbst entscheiden, welchen Trend man als Kunde sowie als Dienstleister mitmacht.“

3. Das Motiv ist fragwürdig

Es gibt Motive, die aus verschiedenen Gründen bedenklich sind: rassistische, sexistische oder verfassungswidrige Tattoos sind oft sogar verboten. Tobias ist als Tätowierer an einem Punkt angelangt, wo seine Kunden zumeist mit dankbaren, zu seinem Stil passenden Tattoowünschen zu ihm kommen.

Für Tobias sind das Motivwünsche, „die meiner Bildsprache und meinem Stil entsprechen, Stammkunden mit denen man bereits in der Vergangenheit gut zusammenarbeiten konnte oder „Tattookenner“, die grob wissen was auf der Haut funktioniert und was sich nicht so gut als Tattoo eignet.“ Politisch oder moralisch für ihn nicht vertretbare Motive würde Tobias aber ablehnen. Ein guter Tätowierer wie Tobias lässt also fragwürdige oder dem Charakter nicht entsprechende Motive gar nicht erst zu.

4. Geschmäcker und Charaktere ändern sich

Wie reagieren Kinder, die ein Bild ihrer Mutter aus dem Studium entdecken? „Oh mein Gott Mama – wie sahst du denn aus??“ Die Haare lang, der Rock kurz, ein T-Shirt der damaligen Lieblingsband (die heute keiner mehr kennt) und einen Mann im Arm, der mit etwas Phantasie der heutige Papa sein könnte.

In dieser Zeit hat sie sich auch das Tattoo stechen lassen – die Blüte eines japanischen Kirschbaumes auf ihrem Oberarm. Jahrelang empfand sie das Tattoo als ästhetisch und passend, doch heute passt es nicht mehr zu ihr.

5. Die Kommunikation mit dem Tätowierer funktioniert nicht

Was macht Tobias, wenn er sich unsicher ist, ob der Kunde wirklich dieses bestimmte Tattoo bekommen sollte?
Er spricht mit dem Kunden darüber, fragt nach der Motivation, sich ein bestimmtes Tattoo stechen zu lassen – „obwohl es mich eigentlich als Dienstleister nichts angeht. Wenn das Motiv vom Inhalt mit meiner Arbeitseinstellung nicht zu vereinbaren ist oder aus technischen Gründen so nicht realisierbar ist, versuche ich dies dem Kunden zu erklären. Gleichzeitig jedoch sehe ich es als meine Aufgabe, dem Kunden Alternativen vorzuschlagen.“

Sprechen heißt übrigens nicht „die eigene Lebensgeschichte erzählen“ oder „von der letzten Party berichten“. Davon ist der Tätowierer eher genervt. Lieber in Ruhe die Motivwahl besprechen und sichergehen, dass beide Seiten sich richtig verstehen. So umgeht man mögliche Pannen und Enttäuschungen, die man zwar auch nachher besprechen kann – die aber das Tattoo nicht mehr rückgängig machen können.

6. Das Tattoo entsteht aus einer Laune heraus

Möglicherweise ist die Idee fürs Tattoo aus einer Laune heraus entstanden: Man hat etwas zusammen getrunken, alle anderen aus der Clique haben ebenfalls eines, jetzt bist nur noch du dran. Schnell ein schickes Tattoo – später die Reue!

7. Das Tattoo passt nicht zum Charakter

Der bekannte Kriminalbiologe Mark Benecke hat einmal einen schönen Satz gesagt: „Der Tätowierer macht etwas sichtbar, was vorher schon da war.“ Was aber, wenn der Tätowierer das Gefühl hat, dass der Feuer speiende Drache nicht in der Person steckt – dass das gewünschte Tattoo eben nicht zum Charakter passt?


Natürlich kann der Tätowierer nicht über den Charakter des Kunden richten, aber er kann entscheiden, ob er das Tattoo stechen möchte oder nicht.

8. Der Tätowierer pfuscht

Viele Grundlagen in der Tattoo-Branche sind noch ungeklärt: Einheitliche Hygienestandards, Nachweispflicht für Kenntnisse als Tätowierer, eine zentrale Anlaufstelle für Kunden mit Fragen oder Problemen. Solange hier noch Nachholbedarf besteht, wird es Amateure und Wohnzimmertätowierer weiterhin geben.
Je unprofessioneller der Tätowierer, desto größer die Wahrscheinlichkeit für ein schlechtes Tattoo. Statt an einen Amateur sollte man sich lieber gleich an professionelle Tätowierer wie Tobias Tietchen wenden. Tobias nimmt keine Aufträge an, „die entweder meinem Stil nicht entsprechen oder meine handwerklichen Fähigkeiten übersteigen.“

9. Das Tattoo passt nicht mehr zum Job

Die Toleranz gegenüber Tattoos ist heutzutage größer als in früheren Jahren. Auch in vielen Berufen ist eine Tätowierung kein Ausschlusskriterium mehr für eine Anstellung. Wenn man keine großflächigen Tattoos an gut sichtbaren Körperstellen besitzt, kann man sie während der Arbeit natürlich auch mit Kleidung bedecken.
Doch wie sieht es etwa beim Bewerbungsgespräch aus? Man kann nicht sicher wissen, ob der potenzielle neue Arbeitgeber sich an Tattoos stört oder nicht. Natürlich kommt es hier auf die Branche an und inwieweit der Bewerber bereit ist, zugunsten des Jobs auf seine persönliche Freiheit zu verzichten.


Verboten sind Tätowierungen nur in einzelnen Berufen, unerwünscht bei solchen, die Neutralität und Seriosität vermitteln sollen. Doch auch hier führt der gesellschaftliche Wandel für immer mehr Akzeptanz – in manchen Bundesländern sind Tattoos bei Polizisten bereits möglich.

10. Eine Entscheidung fürs Leben

Die entscheidende Frage ist wohl: Wie wählt man ein Motiv aus, das man für den Rest seines Lebens tragen möchte? Treue bis zum Lebensende ist ja auch das, was sich zwei Menschen zu Beginn ihrer Ehe versprechen. So liegt es etwa nahe, sich den Namen des Partners tätowieren zu lassen – aber was, wenn nun die Verbindung doch nicht „fürs Leben“ hält? sein wie die Motive selbst. Jeder muss selbst wissen warum er sich tätowieren lassen möchte. Unterm Strich helfen Tattoos glaube ich sehr bei der Identitätsfindung.“

11. Die Zusatzfrage an unseren Tätowierer: Hast du schon einmal ein eigenes Tattoo von deinem Körper entfernen lassen?

Wir bedanken uns bei unserem Interviewpartner Tobias für seine fachkundige Meinung aus der Praxis. Zum Schluss darf natürlich eine Frage nicht fehlen: Hast du schon einmal ein eigenes Tattoo von eurem Körper entfernen lassen? Tobias: „Nein, bisher bin ich noch nicht in dieser Situation gelandet. Ich glaube alles hat seine Zeit und somit auch seine Berechtigung.“

 

Alle Bilder von Tobias Tietchen, Hamburg

Startseitenbild: Stock photo © webphotographeer

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